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Auf Situationen vorbereiten

 
Wahrscheinlich weißt du gar nicht welche Kraft und Energie in dir steckt, mit der du dir selbst und anderen helfen kannst. Hierzu gibt es einige Übungen, die dich selbstbewusster machen und die dich auf bedrohliche Situationen vorbereiten.
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Ihr könnt diese Übungen zu zweit, in größeren Gruppen oder in der Schule machen. Dazu bieten sich natürlich ein, zwei Mathestunden an, die dann leider ausfallen müssen ;o)

Statuen-Übung

Zwei Personen stellen sich mit verschlossenen Augen voreinander. Eine Person ist der Täter, die andere ist ein in diesem Fall ängstliches Opfer. Beide versetzen sich nun gedanklich in ihre Rolle. Dann öffnen sie die Augen und nehmen eine Körperhaltung und einen Gesichtsausdruck an, mit dem sie die jeweiligen Gedanken zum Ausdruck bringen. Aus Tätersicht zum Beispiel: "Ich mach dich fertig. Du zitterst ja schon."

Und aus Sicht des Opfers zum Beispiel: "Warum hilft mir niemand? Ich wäre gern stark.". Als solche Statue verharrt ihr etwa eine halbe Minute, dann löst ihr euch aus dieser Rolle.

Sinn dieser Übung ist es ein Gefühl dafür zu bekommen, wie man sich als Opfer fühlt und weshalb. Wenn du Täter spielst, versetzt dich das vielleicht zum ersten Mal in die Situation, Macht auf andere auszuüben und der Stärkere zu sein. Das fühlt sich unter Umständen sogar ganz gut an und gibt dir Selbstvertrauen. Andererseits wirst du auch feststellen, dass es erheblich am Gegenüber liegt, wie stark du dich fühlst.

Macht die Übung mit verschiedenen Partnern. Jeder ist mal Täter und mal Opfer. Tauscht euch danach über eure Empfindung und Wahrnehmungen aus. Weshalb habt ihr euch stark gefühlt? Weshalb schwach und unterlegen?

Theater

In dieser Übung stellt ihr ein Geschehen nach, dass jemand aus der Gruppe selbst erlebt hat. Ihr teilt euch also z.B. in Täter, Opfer und Zuschauer ein. Beim ersten Mal spielt ihr es genauso nach wie es passiert ist. Bei weiteren Durchgängen kann dann jeder spontan und ohne Absprache neue Handlungsideen einbringen. Nur die Täter sollten versuchen bei ihrem ursprünglichen Verhalten zu bleiben. Vielleicht reagiert das Opfer viel früher oder es finden sich mehrere Helfer, die sich dem Täter entgegenstellen…

Die Übung zeigt, wie wirksam gemeinsames Handeln ist und ist eine sehr gute Vorbereitung auf Situationen im realen Leben. Tauscht auch hier eure Eindrücke aus.

"Stopp!"

Diese Übung baut sich in mehreren Schritten auf. Zwei Personen stehen sich in sehr großem Abstand gegenüber (gerne 10m oder mehr). Eine ist wiederum der Angreifer, die andere stellt das Opfer dar.

1. Schritt

Der Angreifer geht mit zügigem Schritt und böser Miene auf die andere Person zu. Diese hört auf ihre innere Stimme. Sobald sie ein ungutes Gefühl hat, nimmt sie eine selbstsichere Haltung ein, blickt dem Angreifer fest in die Augen und sagt laut und deutlich "Stopp" oder "Anhalten". Die andere Person bleibt sofort stehen.

2. Schritt

Gleiche Übung wie in Schritt 1. Die angreifende Person lässt sich nun jedoch nicht vom ersten Stopp beeindrucken und geht weiter auf die andere Person zu. Erst bei der zweiten Aufforderung, nicht weiter zu gehen, bleibt sie stehen.

3. Schritt

Ebenfalls selbe Übung wie in Schritt 1 und 2. Die angreifende Person bleibt jetzt erst dann stehen, wenn sie das Gefühl hat, besser nicht mehr weiterzugehen. Also dann, wenn die Abwehrreaktion glaubwürdig ist.

In der letzten Stufe kann es sein, dass die angegriffene Person mehrmals "Stopp" rufen und richtig laut werden muss. Aber genau das ist Sinn der Übung: die Stimme einsetzen, laut werden, der Empörung freien Lauf lassen. Als Angreifer kann es Dir passieren, dass du ohne zu wollen plötzlich stehen bleibst - obwohl dein Opfer doch "nur" dieses kleine, zierliche Mädchen ist...


Ich-Botschaften

Wenn uns etwas nicht passt und wir das Verhalten eines anderen kritisieren benutzen wir häufig Du-Botschaften. "Du spinnst wohl, mich hier so anzumachen…", "Du redest hinter meinem Rücken schlecht über mich…" Solche Aussagen kommen beim Anderen oft als Provokation oder Herabsetzung an. Er fühlt sich angegriffen und meint sich wehren zu müssen.

Im Gespräch mit einem Angreifer kann das fatale Folgen haben. Viel besser sind daher so genannte "Ich-Botschaften". Auch hier bedarf es ein bisschen Übung, was aber kein Problem sein dürfte. Versuch das Konzept einfach mal im Gespräch mit deinen Eltern oder Freunden anzuwenden.

Eine Ich-Botschaft besteht aus drei Teilen:

  1. Eine möglichst exakte Verhaltens- und Situationsbeschreibung ("Du machst dich über mich lustig.")

  2. die Beschreibung der Gefühle, die dadurch bei mir ausgelöst werden ("Das macht mich wütend und traurig.")

  3. die Folgen, die das für mich (und andere) hat ("Deswegen bin ich den ganzen Tag schlecht drauf und komme nicht mehr gern in die Schule.")

Eine Ich-Botschaft bedeutet also, etwas von sich und seinen Gefühle preiszugeben. Im ersten Moment erscheint dir das vielleicht als Schwäche. Das liegt aber nur an deiner eigenen Angst. Den anderen aber kann eine so ehrliche und offene Reaktion ganz schön überraschen. Sie zeugt von Stärke und Souveränität.