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Auch dein Erfahrungsbericht kann hier stehen. Schreib ihn einfach an die Adresse unter Kontakt und er kommt zu all den anderen Geschichten, die hier nachzulesen sind. Manche machen wütend, manche machen Mut oder sind sogar komisch. Vielleicht wirst du dich auch in dem ein oder anderen Erlebnis wieder finden.
Erlebt hat sowas sicher schon jeder Erlebt hat sowas sicher schon jeder

Die müde Kellnerin

Eine todmüde Kellnerin war alleine in einer kleinen Kneipe, kurz bevor sie geschlossen wurde. Plötzlich sah sie sich mit einem bewaffneten Eindringling konfrontiert. Er forderte von ihr, ihm das Geld aus der Kasse zu geben. Aber sie blieb einfach da sitzen, wo sie ihre Füße zum Ausruhen hingelegt hatte. "Ich bin krank", klagte sie, "ich könnte mich nicht einmal bewegen, wenn ich müsste."

Es gab nichts, das den Verbrecher davon abgehalten hätte, selbst die Kasse zu öffnen. Sie war keine Bedrohung; sie war nicht einmal interessiert. Aber er verschwand. Ihre einfache, menschliche Antwort beseitigte all seine gefühlsmäßige Vorbereitung, weil sie vielleicht ein Appell an seine eigenen Erfahrungen von Erschöpfung war.

von Han Horstink

Ein schöner Tag

An einem sonnigen Nachmittag saßen wir im Garten der Pressehütte zusammen, als auf der Straße eine Gruppe Jugendlicher auftauchte und uns unvermittelt mit Erdklumpen zu bewerfen begann. Die Hüttenbewohner erkannten die Gruppe: Mit denen hatte es schon öfter Ärger gegeben. Ich fürchtete, bald werde jemand Erdbollen zurückwerfen, die Gruppe draußen würde zu Steinen übergehen und die Eskalation ihren Lauf nehmen. Aber es kam anders.

Einer der Hüttenbewohner geht zu den Jugendlichen rüber und spricht sie an. Die Spannung bleibt, wird stärker - da setzt er sich direkt vor sie auf den Bordstein und redet ganz ruhig weiter. Die Jugendlichen wissen nicht recht, damit umzugehen, die Aggressivität lässt nach. Da wird es für die Gruppe noch erstaunlicher: Er geht ins Haus und kommt gleich darauf mit Bier und Chips zurück, setzt sich wieder hin, bietet ihnen von beidem an.

Als wir später von der Mahnwache am Pershingdepot zurückkommen, sitzen die Hüttenbewohner und die Jugendlichen zusammen auf dem Dachboden und hören ihre gemeinsame Lieblingsmusik.

von Uli Laubenthal

Der alte Mann und der Zug

Es ist schon ein paar Monate her dass ich nachmittags am Bahnsteig stand, an nichts böses dachte und einfach nur nach Hause fahren wollte.

Der Zug fuhr auch schließlich ein, und zu meiner Freude befand sich direkt vor mir die Tür ( ich bin nämlich ein fauler Mensch ). Die Tür war noch gar nicht ganz auf, da stolperte mir ein älterer, verwahrlost wirkender Mann entgegen, verstört, mit Tränen in den Augen, und direkt hinter ihm eine laut schimpfende Frau mittleren Alters. Mein erster Eindruck ging eher in Richtung Ehekrise, bis ich realisierte dass die Frau die Fahrgäste beschimpfte.

Ob sie sich nicht schämten, was ihnen denn einfiele, nicht zu helfen, dass sie ja selbst mal in so eine Situation kommen sollten, damit sie merken, wie das ist ...

Es stellte sich heraus, dass der Mann von einer Gruppe Jugendlicher angemacht worden war, die schließlich auch anfingen, ihn zu schlagen und zu treten. Am hellichten Tage in einer S-Bahn, vollbesetzt mit genug kräftigen Menschen, die eingreifen hätten können.

Und letztendlich verteidigt von einer Frau, die klein und nicht besonders robust war. Ob ihr Geschimpfe etwas bewirkt hat? Nun, die Nasen wanderten noch tiefer in die Zeitungen, von den desinteressierten Blicken aus dem Fenster ganz zu schweigen.

Tanja, 19

Ein Fall von vor 2 Jahren

Ich erinnere mich an einen Fall von vor etwa 2 Jahren, als ich mit den Musikgruppen der Schule in Mölln geprobt haben. An einem Tag gingen wir wie jedes Jahr nach Lüneburg, um dort die Stadt zu erkunden und etwas einzukaufen.

Da haben wir am helllichten Tag einen jungen Mann, wohl albanischer Herkunft, gesehen, der seine Freundin anschrie, weil ein Fahrrad umgefallen ist, was sie wohl gerade klauen wollten. Sein Blick umschweifte die Umgebung, sah unsere Gruppe und fixierte mich. Er fragte mich, was ich so blöd kucke.

Ich meinte, dass ich nicht kucke, sondern einfach nur hier rumstehe. Und weil ich mich nicht vertreiben lassen wollte, blieb ich auch stehen. Das war wohl ein Fehler, denn er wurde sichtlich nervöser und aggressiver.

Er schrie mich an: Ich soll abhauen, sonst schlägt er mich zusammen. Spätestens dann wusste ich, ist es an der Zeit, wegzugehen. Doch nun war es zu spät. Er wurde aggressiver, kam näher an mich heran. Ich fühlte mich unsicher. Er war ein Kopf größer als ich und wahrscheinlich auch viel stärker.

Ich meinte, es sei schon gut, ich geh jetzt, da hörte er schon gar nicht mehr richtig zu und trat nach mir. Eine aus meiner Gruppe zerrte zum Glück in dem Moment an ihm, während ich mich duckte und mich schnell umdrehte, ansonsten hätte er meinen Kehlkopf erwischt und nicht nur mein Kreuz.

Ein paar Punks fragten sich, ob sie nicht eingreifen sollten, aber sie schienen wohl darauf zu warten, von mir aufgefordert zu werden oder dass die Situation tatsächlich eskaliert. Die übrigen Menschen sahen nur aus sicherer Entfernung dabei zu.

Dennoch: Die Nähe der übrigen Menschenansammlung und die akute Überzahl meiner Gruppe verunsicherte ihn und ich konnte mit meiner Gruppe weggehen. Ich bin grundsätzlich gegen Gewalt, deswegen habe ich es nicht auf eine Prügelei ankommen lassen. Trotzdem wäre es beinahe dazu gekommen. In solchen Situationen weiß oft ich nicht, was ich machen soll:

Den Aggressiven Menschen ausweichen, dann muss ich Angst haben, dass sie mich verfolgen und von hinten angreifen. Umdrehen beim weggehen geht nicht, das zeigt zu große Schwäche und würde ihn noch sicherer in seinem Vorhaben machen.

Oder ich würde ich angreifen, was gegen meine Prinzipien verstößt. Bei manchen Menschen ist das schwierig einzuschätzen. Das nächste Mal werde ich wohl versuchen, sicherer aufzutreten. Eine Mischung aus Freundlichkeit, Bestimmtheit und einer Fixierung auf seine Augen.

Das hat auch den Vorteil, dass ich dann vielleicht eher weiß, was er vorhat, denn Augen verraten mehr, als man denkt. Menschen voller Wut und Aggressivität schauen nämlich oft kurz vorher in die Richtung, die sie angreifen möchten.

Trotzdem: Es war eine Erfahrung, die ich vielleicht lernen musste, aber sicher nicht noch einmal erleben möchte.

Tobias, 17

Meine Welt

Eine junge Frau erzählt eine Erfahrung, über die selbst später noch überrascht war:

Sie ging allein durch eine von Bäumen beschattete Straße nach Hause, als sie von einem Jugendlichen mit einem Messer angehalten wurde. Es war sorgfältig schwarz angemalt, um das Blinken von Lichtstrahlen zu verhindern. Dies war also kein unerfahrener Räuber. Aber als er sie festhielt und ihr Portemonnaie forderte, sagte sie einfach:

"Du kannst mich hier nicht belästigen! Das ist meine Wohngegend!"

Sie war in ihrem Gerechtigkeitsgefühl angegriffen. Sie lebte in einer Welt, in die der Angreifer nicht hineinkonnte. Und ihre Sätze hatten gewirkt. Ohne dass etwas in der Umgebung den Angreifer von körperlicher Gewalt abhielt, drehte er sich um und rannte weg.

Han Horstink

Schulfreunde?

Ich weiß gar nicht wie der Fabian das jetzt schon seit Jahren aushält. Seit der fünften wird er wegen irgendwelchen Sachen fertig gemacht. Wegen der Art wie er spricht z.B., wenn er sich überhaupt noch was zu sagen traut. Und ich war da auch ziemlich oft dabei, weil ich's halt einfach lustig fand.

Meistens war's ja auch gar nicht böse gemeint. Dass das dem Fabian aber nicht viel bringt, hab ich jetzt vor kurzem gemerkt. Da war ich ein paar Wochen für alle der Idiot. Ich weiß nicht warum und ich weiß auch nicht warum es wieder aufgehört hat.

Ich weiß nur, dass die paar Wochen für mich die Hölle waren und ich mich schon angefangen habe selbst zu hassen. Nicht einmal mein bester Freund hat zu mir gehalten, oder nur wenn ich mit ihm alleine war.

Den Fabian lass ich jetzt in Ruhe. Gegen die anderen was zu sagen, traue ich mich aber irgendwie nicht.

von Jens, 15

Zwei zufriedene Angreifer

Ich erzähle, was ein Freund von mir erfahren hat:
Es kamen zwei Männer auf meinen freund zu, die ihn grob anhielten.

Mein Freund fragt: "Guten Abend, kann ich etwas für Euch tun?"
Die anderen: "Wir wollen Dein Geld."
"Habt Ihr Schwierigkeiten?"
Die andern: "Ja, wir brauchen Geld."
Und mein Freund: "Wie viel braucht ihr?"

Mit dieser Reaktion hatten seine Angreifer nicht gerechnet. Und dies hatte zur Folge, dass sie nach einige Zögern sagten, dass sie 25 Cent brauchten, und verschwanden.

von Han Horstink